Geschichtliches über die Entwicklung der Holzspielschiffe

Das älteste Spielschiff wurde auf ca. 4000 v. Chr. datiert. Es wurde bei Ausgrabungen in Mesopotamien gefunden. Bekannt sind auch Zeichnungen auf Felsen und Schiffsdarstellungen auf Töpfen und Vasen im alten Ägypten vor etwa 3200 Jahren. Auf den Zeichnungen und Darstellungen sind kleine Boote mit Rudern, Paddeln und Segeln zu sehen. Pharaonen und Königen wurden Boote als Beigaben für das Leben im Jenseits mit ins Grab gegeben.
In Deutschland produzierte man bereits im 18. Jh. Spielschiffe, jedoch nicht schwimmfähig, sondern auf Rollen. Die ersten stammen aus dem Jahr 1780, wie man aus Preislisten von Sonneberger Verlegern sehen kann.

Eine Quelle für die Herstellung von Spielschiffen war die bereits vorhandene Produktion von Spanschachteln im Sonneberger Raum in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Handwerk der Schachtelmacher wird bereits im 16. Jahrhundert erwähnt. Man verarbeitete dabei gehobelte oder geschnitzte Späne aus Fichten und Tannenholz zu Schachteln in ovaler und runder Form. Das Handwerk war nicht nur in Thüringen, sondern auch z.B. im Berchtesgadener Land, im Schwarzwald, im Erzgebirge oder in Niederschlesien verbreitet.
Für die Schiffmacher waren die Holzspäne eine Anregung, um daraus Spielschiffe zu bauen.

In Frankreich waren es die Holzschuhmacher, die die ersten Spielschiffe herstellten.
Modellschiffe, Spanschachteln und Holzschuhe inspirierten also die Spielzeugmacher zur Entwicklung und Produktion von Holzspielschiffen.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden ca. 60 % der deutschen Spielschiffe exportiert. Die größten Firmen waren beispielsweise  „Emil Bayer“ und „ J.M. Schneider“ aus Mengersgereuth-Hämmern sowie die Firma „Greiner“ und „OGAS“ aus Steinach. Diese schickten ihre Spielschiffe unter Anderem an Kunden aus Norwegen, Schweden, Holland, England, Kanada, aus der Schweiz, der USA und später auch in die Sowjetunion. „Anton Röder“ exportierte seine Spielschiffe beispielsweise nach Holland.
Standorte der Spielschiffhersteller waren neben Thüringen auch Fischen am Ammersee (Oberbayern), Göppingen, Rödental, Nürnberg, Lüdenscheid, München und Leipzig.
Eine ausführliche Übersicht und Informationen über die Hersteller in Deutschland sind in dem Buch „Deutsche Spielschiffe“ zu finden.
Spielschiffhersteller aus Mengersgereuth-Hämmern und Steinach haben auch für ausländische Firmen produziert. Das bedeutet sie haben Spielschiffe aus diesen Ortschaften in alten Katalogen ausländischer Firmen unter deren Firmenzeichen vermerkt.

Das waren unter Anderem die Firma „Girand Sauveur“ (1910 – 1985) in Champagnole in Frankreich, die Firma „TRI-ANG“ (1932-1962) in England, welche Spielschiffe von der Firma “Kellner” aus Leipzig und der Firma Greiner aus Steinach verkauften. Es wurden sogar die englischen Etiketten nach Deutschland geliefert, um sie auf den Schiffen anzubringen.
Auch für den belgischen Hersteller BVO (1920 – 1933) produzierten die deutschen Spielschiffhersteller.
Es wurden die entsprechenden Figuren für die Spielschiffe, wie Matrosen mitgeliefert.
Heute sind in Deutschland noch zwei Unternehmen bekannt, die noch und auch wieder Spielschiffe herstellen. Darunter zählt eine Firma in Steinach, die seit 1994 die alte Tradition der Holzspielschiff-Herstellung weiterführt und eine Firma in Eggenfelden, die mit neuer Technik Kunststoffyachten produziert.
Seit dem es Spielzeug gibt, reflektiert es die Kultur, in der es produziert wurde sowie jede Kunst die gesellschaftliche Realität widerspiegelt, in der sie geschaffen wird. Spielzeughersteller waren, sind und werden auch immer Künstler sein.